Interview mit Tosca Wyss von Blank Etiquette
Veröffentlicht im Friends Magazin von Villeroy & Boch, 16. Mai 2016
Tosca Wyss konzentriert sich mit ihrem Label Blank Etiquette auf Menswear. Sie kreiert sportlich elegante Kollektionen mit grafischen Schnitten und feinen Details. Nachdem sie während ihres Studiums an der Universität für Kunst und Design in Basel schon erste Erfahrungen bei Designern in New York, Paris und Wien sammelte, machte sie 2014 ihren Master an der Kunsthochschule Weißensee in Berlin. Die junge Designerin zeigte ihre erste Kollektion bereits während der Mercedes-Benz Fashion Days in Zürich.
Ich traf die junge Designerin in ihrem Atelier in Berlin Kreuzberg und sprach mit ihr über die Vorteile Menswear zu designen, Vivienne Westwood und zu viel Inspiration.
Was bedeutet der Name „Blank Etiquette“?
Das soll heißen, frei von Konnotation. Klar ist Mode immer ein Bild der Gesellschaft, aber man kann sie auch frei und ohne Konnotation betrachten. Es ist auch ein Wortspiel, weil „Etiquette“ ist ja auch ein Etikett, das aufgesetzt wird. Einfach ein blankes Etikett.
War gleich klar, dass Du Dein eigenes Label gründen wolltest?
Nein, das kam während der Praktika, bei denen ich gemerkt hab, dass man bei einem kleinen Label viel mehr Freiheiten hat und auch kreativer sein kann. Ich war ja bei anderen kleinen Labels und das war dann irgendwann echt deprimierend. Du arbeitest so viel wie jetzt, aber das ist halt nicht immer deins. Es ist nicht so, dass ich überall meinen Namen sehen möchte, eher im Gegenteil. Aber es ist etwas anderes, wenn du immer 100 Prozent hinter deinen Entwürfen stehen kannst und die auch nur dort zeigst, wo du willst.
Was fasziniert Dich besonders an Menswear?
Ich finde es einfach voll spannend, weil man viel mit Details machen kann und es noch weniger gibt in der Männermode. Da ist noch mehr offen. Da passiert grad viel. Auch in der Gesellschaft. Die Männer werden offener und experimenteller. Ich will bei Mode auch nicht von mir ausgehen und Kleider für mich machen, sondern das mehr von Außen sehen.
Wie würdest Du den Stil Deines Labels beschreiben?
Die Silhouetten sind eher sportlich, aber haben dann feine Details, die klassisch und hochwertig sind, wie die Stickereien. Und Funktionalität ist mir sehr wichtig. High End Sportswear oder so (lacht).
Hast Du Designer als Vorbilder? Designer, die Dich inspirieren?
Nicht vom Stil her. Sondern mehr Designer wie Vivienne Westwood. Designer, die ein Statement setzen mit ihrer Mode. Das muss nicht unbedingt politisch sein, aber so, dass es über den Konsum herausgeht.
Ist das auch Deine Intention als Designer?
Ja, auf jeden Fall! Ich will ein Produkt auf den Markt bringen, das einen nachhaltigen Konsum fördert, Lieblingsstücke, die man auch wirklich lange tragen kann und will. Nicht so Fast-Fashion, wo man jede Saison etwas Neues braucht.
Was hat Dich besonders an den Villeroy & Boch Dekoren fasziniert?
Ich finde diese Transformation von den Aquarell-Dekoren zu den Stickereien sehr spannend, weil sie dadurch etwas Dreidimensionales kriegen. Durch den Untergrund Stoff wirken sie nochmal ganz anders als auf Porzellan.
Woher nimmst Du sonst Deine Inspiration?
Das ist ganz unterschiedlich. Ich bin inspiriert von allem. Mein Problem ist eher, die Inspiration zu filtern. Ich arbeite sehr viel mit Kollagen. Aus der Vielfalt filtere ich dann Sachen heraus, die zum Schluss eine einheitliche Kollektion ergeben. Ich bin inspiriert von Natur, von der Stadt, von Menschen, von Farben. Auch kommen mir oft Ideen im Bett, gleich nach dem Aufwachen oder vor dem Einschlafen. Wahrscheinlich, weil man da am meisten Ruhe hat.