Lily & Madeleine

Published in the Dez./Jan. 2013/14 issue of Interview Magazine Germany

 
 

Wie zwei Schwestern die Zumutungen des Erwachsenwerdens mit Folkpop bezwingen

Sollte die Teenager-Rebellion in den nächsten Tagen gestartet werden, dann sicher nicht von Lily, 16, und Madeleine Jurkiewicz, 18. Die Schwestern aus Indianapolis sind in festen Beziehungen, machen abends lieber Hausaufgaben, als feiern zu gehen, und nehmen ihre Mutter mit auf Tour. Hört sich öde an, aber wir müssen ja nicht mitmachen. Sollten wir uns dennoch für einen Abend zu Hause entscheiden, bleibt uns für lauschige Stunden ihre Musik. Die klingt so melancholisch, dass nicht nur in ihren Videos die Blätter von den Bäumen fallen. Anfang vergangenen Jahres stellten sie ihren ersten Song auf YouTube; ungeschminkt und in Sweatshirts singen sie da mit mühelos klarer Stimme und ausschließlich von Lilys Ukulele begleitet Our Own Pretty Ways von First Aid Kit. Wenig später erschien ihre erste EP The Weight Of The Globe mit dem wunderschön traurigen Stück Back To The River, nun folgt ihr Debütalbum (Asthmatic Kitty Records), von dem die zwei überzeugt sind, dass es „viel optimistischer“ ist (was man aber nicht merkt). Die Songs handeln von „Verwirrung, Unsicherheit und Zweifel in unserem Alter“, sagen sie. „Du weißt noch nicht, wer du bist und wer du in der Welt sein willst.“ Trotz intensiver Sinnsuche scheinen sie ihre Karriere verblüffend zielstrebig zu verfolgen. Musik und Texte dazu schreiben die beiden jedenfalls selbst, wobei Kenny Childers von der Band Gentleman Caller ihrem Folkpop den letzten Schliff verpasst. Und sonst so? Die Französischstudentin Madeleine denkt kurz über die Möglichkeit nach, in Frankreich zu leben: „Oh, das wär total cool. Keine Ahnung, aber das wär’s echt.“ Lily wäre natürlich sofort dabei.